Diese Norwegen-Reise... über Schweden... mit Überfall

Guter Dinge... Anreise von Travemünde nach Malmö mit der Finnlines Fähre. Wundervoll, die Öresundbrücke im Hintergrund. Seltsam... Das Wetter- die dänische Seite Sonnenschein, die schwedische Seite Gewitterwolken. Warum wohl...?
Wir kamen am Abend in Malmö an, wollten aber noch etwas weiter fahren, damit wir nicht nahe einer Großstadt übernachten, von wegen der "Sicherheit". In Helsingborg fanden wir einen netten Parkplatz über die "Park4night" App. Als wir in den Waldweg hineinfuhren, stand ein junger Motorradfahrer (abends zum 22 h) auf dem Parkplatz,
schaute nach recht, nach links, setzte sich den Helm auf und fuhr davon. Ich sagte noch zu Peter "der schaut doch wohl nicht, wen er diese Nacht ausrauben kann?" Wir parkten unseren Wohnwagen -damals noch mit Türöffnung zum Waldrand. Auf dem Parkplatz standen noch 3 weitere (hochwertige, neue) Wohnmobile und ein Auto mit Dachzelt.
Irgendwie war mein Gedanke, eine Kordel zwischen Eingangstür des Wohnwagens bis zum Schrank zu spannen und darüber einen Schlüssel zu hängen, der herunterfallen würde, wenn die Tür sich bewegt. Dann dachte ich, wenn ich das mache, hält Peter mich für völlig durchgeknallt mit meinem vermeindlich ungutem Gefühl. Also hab ich nicht auf mein Bauchgefühl gehört.
Unser Wohnwagen war damals 35 Jahre alt, dementsprechend waren die Verriegelungen auch 35 Jahre alt... Nach einer unruhigen Nacht (ich hatte die Flöhe husten gehört) muss ich gegen Morgen eingeschlafen sein, bis... um 4:30 h ein fremder, junger Mann in schwarzen Klamotten neben meinem Bett stand!!! Glaubt mir, ich habe geschrieen wie eine Irre- wusste bis dahin gar nicht, dass ich so ein Organ habe (vielleicht sollte ich es mal als Opernsängerin versuchen?) Selbst mein tief schlafender Peter hinter mir wurde wach und war ganz verwundert, als ich ihm sagte, dass jemand im Wohnwagen gewesen ist. Ich bin noch barfuß ein paar Meter hinterher gelaufen, der Typ ist direkt im angrenzenden Wald und einem kleinen Weg verschwunden. (Ihr erinnert euch? Schön, die Türseite zum Wald hin geparkt!!! Für die Privatsphäre...)
Was nun? Bestandsaufnahme- was ist weg? Wir hatten 2 alte Handys dabei (und ein ganz Neues), eins der alten Handys an der Ladestation direkt an der Eingangstür- war weg. Das 2. alte Handy lag neben mir auf dem Tisch- auch weg.
In scheinbar (doch) einer Vorahnung hatte ich das neue Handy, was wir extra noch vor dem Urlaub gekauft hatten unter meinem Kopfkissen deponiert. Damit hatte ich sofort unsere Tochter in Köln angerufen, da sie beide alten Handys hätte orten können. "Oh, Mama.... (bum, bum, bum Musik im Hintergrund...)... schön, dass du anrufst! Ich bin noch in der Disko... und ihr?" "Guten Morgen, liebes Kind... wir sind soeben überfallen worden..." -Stille-
Wow! Jetzt ging es los. Dana versuchte, die Handys zu orten... Fehlanzeige! Wahrscheinlich hatte der Typ direkt die sim-Karten entfernt. Aber wer weiß das schon? Nächstes Problem: Ich hatte sämtliche PIN Codes für Bank, Kreditkarte, Paypal etc. auf dem Handy hinterlegt. Was macht man also zuerst?
Ruhe bewahren und nachschauen, was noch fehlt... Wir hatten noch ein Laptop und ein I-Pad an Bord, Herren-Portemonnaie in der Jeanshose und Handtasche mit Ausweisdaten, Portemonnaie etc. Das einzige, was dann doch noch fehlte, war ein großer Kulturbeutel (in Sichtweite des Eingangs liegend). Diesen hatte ich später im Wald gefunden, da war nichts wertvolles drin, wahrscheinlich vermutete der Typ dort Bargeld, Geldbörsen etc.
Dann folgte natürlich die Anzeige bei der schwedischen Polizei mit etlichen Telefonaten, weil es eine extra Abteilung der Polizei gibt, die fließend Englisch spricht und versteht. Und bis zum Mittag zogen sich die Telefonate zum sperren sämtlicher meiner Konten hin.
Das war der erste Tag von unserem Urlaub!
Von den anderen Mit-Campern hat übrigens niemand etwas mitbekommen, weder meinen unfassbar lauten Schrei, noch sonstwas. Wir sind dann am Mittag weiter gefahren, haben im nächsten Baumarkt eine Alarmanlage für Fenstersicherungen gekauft. Und dort haben wir uns lange mit einer sehr netten Verkäuferin unterhalten, die uns mitgeteilt hatte, dass die Polizei in Schweden leider nicht mehr nachkommt mit den Banden. Es wird scheinbar nichts dagegen getan, die Polizei sei "machtlos".
Die nächste Nacht verbrachten wir auf einem sicheren Bauernhof. Der irische Landwirt war sehr nett und gab Peter eine massive Holzplatte, damit er unsere Eingangstür reparieren konnte und die Alarmanlage einsetzte.
Von dort ging es weiter bis kurz vor Göteborg. An einem zauberhaften Café verbrachten wir die nächste Nacht und fuhren am Abend mit der Bahn nach Göteborg. Das Wetter war leider nicht so schön, so dass wir dann auch schnell wieder "die Biege" gemacht haben. Die Küste weiter hoch ging es bis Strömstad, von dort sind wir mit der Colorline Fähre nach Sandefjord über gesetzt und kamen endlich in Norwegen an.
Von Sandefjord ging es erstmal ins Landesinnere. Da Peter ja "nur" die Küstenregion um die Insel Hitra kannte, konnte er nicht viel zu irgendeiner Tour beitragen. Ich hatte von den tollen Stabkirchen gehört, die es in Norwegen noch gibt und hab einfach mal geschaut, wo eine dieser alten Wikingerkirchen ist. Fündig wurde ich in Heddal- also ging es erstmal nach Heddal in die Provinz Telemark. Wie faszinierend sind diese einzigartigen Kirchen doch sind. Ihr solltet unbedingt mal eine von den noch 28 verbliebenen Kirchen besichtigen. Man fühlt sich in eine andere Zeit versetzt, wenn man die hölzernen, mit Ornamenten und Schnitzereien verzierten Kirchen besucht. In Heddal gab es ein Informationsblatt, wo vieles erklärt wurde.
Von Heddal aus fuhren wir weiter durch die Telemark bis zum Telemarkkanal. Dieser liegt zwischen der Schärenküste am Skagerrak und der Hardangervidda (was uns erstmal gar nichts "sagte"). Der Telemarkkanal ist eine Sehenswürdigkeit, er wird von Ausflugsschiffen von Kurzetappen bis Tagesausflügen mit seinen 8 Schleusen und 18 Schleusenkammern befahren. Wir haben keine Tour gemacht und sind weitergefahren, Richtung Hardangerfjord. Ja- und auf dem Weg haben wir dann wohl mehr in der Landschaft herumgeschaut als auf die Straße... Jedenfalls fanden wir kein Schild mehr und sind im Nirgendwo rechts abgebogen, die einspurige Straße teilte sich und wir haben uns für den rechten Seitanarm entschieden. Dann fuhren wir an einem Warnschild vorbei, Peter fragte noch, was darauf stand und ich hatte nur etwas von 3 Tonnen und 8 m wahrgenommen. Wir fuhren weiter, die Straße wurde enger und dann dämmerte es... Diese Straße war nur für Fahrzeuge bis max. 8 m Länge zugelassen. Leider standen wir da schon vor einer Kehre. Unser Gespann mit Auto und Wohnwagen hatte 12 m! Peter klammerte sich am Lenkrad fest und hoffte nur, dass uns kein Auto entgegenkommt. 3 Kehren weiter sah uns ein Bus und hielt an, bis wir uns mit Schweißperlen auf der Stirn die Straße heruntergeschlengelt hatten. Irgendwann ging es wieder hoch, an einigen kleinen Ortschaften vorbei, immer wieder mit vielen Kurven. Und dann kamen die Tunnel. Viele Tunnel hintereinander, steil bergauf an schönen, abwechslungsreichen Landschaften vorbei. Dann wieder ein Tunnel und als wir auf der anderen Seite herauskamen, fiel uns wohl sämtliche Farbe zunächst aus dem Gesicht. SCHNEE! Mitten im Juni. Damit hatten wir eigentlich nicht gerechnet, da wir uns im Landesinneren auf einer Höhe zwischen Stavanger und Bergen befanden.
Also erstmal weiterfahren. Es war unfassbar und unglaublich, unwirklich, einfach magisch.... Mir fallen keine Worte ein! Ein See nach dem anderen, viele mit türkisfarbenen Gletschereis durchzogen, etliche Wasserfälle aus allen Richtungen, eine Hochebene wie eine Mondlandschaft. Soooo toll! Wir haben in den Stunden, die wir durch dieses Gebiet gefahren sind nur 3 weitere Autos angetroffen und kamen uns vor, wie auf einem anderen Stern. An einem See mit Parkplatz machten wir erstmal Pause um all diese Schönheit und Wildnis "sacken" zu lassen. Wie klein doch der Mensch ist und wie gewaltig und einzigartig die Natur. Ich "schmücke" es jetzt mal etwas aus wie in einem Roman: Man wird wirklich sehr demütig und die ersten Tränen vor tiefer Rührung und Überwältigung kullerten die Wangen herunter. Wir befanden uns im Nationalpark Hardangervidda!
In Norwegen gibt es sehr viele Nationalparks- einer schöner als der andere. Nach der beeindruckenden Hochebene wollten wir Richtung Fjord fahren. Planlos- der nächste Fjord auf dem Weg war der Eidfjord. (RV 13 Richtung Odda). Was wir nicht wussten, auf dem Weg dorthin kamen wir ins "Tal der Wasserfälle". Hier ergoss sich ein zweigeteilter Wasserfall ins Tal, unter der Straße hindurch mit tosendem Gedonner -anders kann man das nicht ausdrücken. Wir sind natürlich ausgestiegen, haben ein paar Tränen verdrückt (soooo emotional!) und uns die Gischt ins Gesicht wehen lassen. Der berühmte Latefossen! Er wird aus dem Latevatnet gespeist und stürzt 165 m in die Tiefe. Weiter ging es am Langfossen vorbei, nicht weniger beeindruckend- ich verlinke noch ein kurzes, von mir erstelltes Video hierzu!